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Intro Kinderrollstuhl

Vorbemerkung

Unsere Ausführungen zu Erwachsenenrollstühlen gelten in weiten Bereichen auch für Kinderrollstuhle. Sie sollten Sich deshalb auch die Kapitel zur Konfiguration und zur Anpassung manueller Rollstühle ansehen.
Auf die Besonderheiten bei der Rollstuhlversorgung für Kinder gehen wir in den folgenden Artikeln ein.

Wie bei all unseren Artikeln und Hinweisen gilt auch hier: Unsere Darstellungen erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Wir versuchen Ihnen den Einstieg in die Thematik zu erleichtern, können aber eine qualifizierte Beratung keinesfalls ersetzen.

 

Rollstuhlversorgung nicht hinauszögern


Viele Eltern und Ärzte befürchten, dass durch eine frühzeitige Rollstuhlversorgung die Kinder sich nicht mehr anstrengen wollten und zu faul würden um das Laufen evtl. doch noch zu erlernen. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass so eine Haltung kontraproduktiv ist. Kinder, die beim Versuch selbstständig den Ort zu wechseln ständig an ihre Leistungsgrenzen geraten, werden alle Lust am sich Bewegen verlieren.

„Durch die Unlust auf Bewegung erlischt die Lust am Erobern oder Erforschen des eigenen Wirkungskreises, erlischt das Interesse am Umfeld, baut der noch vorhandene Muskeltonus ab, wird das Kind apathisch und kann auch in seiner intellektuellen Entwicklung nicht mit anderen Kindern Schritt halten.“ (B.Wendel, Frühkindliche Rollstuhlversorgung, S.5)

Hingegen erleben Kinder, die relativ leicht dorthin gelangen, wo sie hin möchten, Fortbewegung als etwas Positives. Deshalb sollte man die Versorgung mit einem Rollstuhl möglichst nicht hinauszögern. Heute sind Rollstühle für Kinder ab ca. 1 ½ Jahren erhältlich. Spätestens jedoch im Kindergartenalter sollte man mit der Rollstuhlversorgung beginnen, um den Kindern einen altersgemäßen Aktionsradius weitgehend zu ermöglichen.

Zum Thema "Frühkindliche Rollstuhlversorgung" hat uns freundlicherweise Herr Bernhard Wendl von der Firma Sorg Rollstuhltechnik einen schönen Aufsatz zur Verfügung gestellt, den sie als PDF herunterladen können. (siehe Spalte rechts)

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MamaLaura

Eine gute Rollstuhlversorgung ergibt sich aus dem Zusammenspiel der Kenntnisse und Erfahrungen der am Beratungsprozess beteiligten Akteure.

Dies sind Arzte, Therapeuten, Fachhändler, Berater, die von den Krankenkassen hinzugezogen werden und natürlich die Eltern.

Leider können Sie sich nicht immer darauf verlassen, dass die Experten selbst ausreichend informiert sind. Über individuelle Rollstuhlanpassung lernen Physiotherapeuten eher wenig in Ihrer Ausbildung, Rehatechniker ist kein Ausbildungsberuf und die Qualifizierung der von den Krankenkassen eingesetzten externen Berater ist weder vorgeschrieben noch irgendwo geregelt. Der ebenfalls von den Krankenkassen hinzugezogene medizinische Dienst (MDK) gutachtet meist nach Aktenlage, ohne die Klienten je in Augenschein genommen zu haben.

Es ist deshalb ratsam, sich nicht nur von den „offiziellen“ Fachleuten beraten zu lassen, sondern den Kontakt zu Selbsthilfegruppen, Behindertensportvereinen u.ä. zu suchen. Hier trifft man auf viel gesammeltes Know How, kann von den Erfahrungen anderer profitieren und eigene Erfahrungen einbringen.

Man findet hier nicht nur Rat zu rollstuhltechnischen Fragen, sondern auch zum Umgang mit den anderen am Versorgungsprozess beteiligten Akteuren (Fachleute, Berater, Kostenträger usw.). Nicht zuletzt ist es auch für das eigene Selenheil wichtig, sich mit anderen auszutauschen, um den psychischen Belastungen, die die Pflege eines behinderten Kindes mit sich bringt, auch langfristig auszuhalten.

Einige Adressen dazu finden Sie in unserem Linkverzeichnis.

Sehr empfehlenswert ist außerdem die riesige Datenbank REHADAT, auf der man Berge von Produkten, Literaturhinweise und eine Sammlung von Gerichtsurteilen zur Hilfsmittelversorgung findet.

Daneben gibt es auch noch verschiedene Möglichkeiten finanzieller Unterstützung bei der Hilfsmittelbeschaffung  durch Stiftungen und Vereine. Einige Hinweise darauf finden Sie bei myhandicap.de.

Gute Fachhändler für Kinderrollstühle lassen ihre Mitarbeiter schulen und von rehaKIND zertifizieren. Fragen Sie in Ihrem Sanitätshaus nach derartigen Qualifizierungsnachweisen.

Fast wie bei den Großen

Vieles ist ähnlich wie bei den Erwachsenenrollstühlen. Sie sollten sich deshalb auch die Abschnitte über Erwachsenenrollstühle ansehen. Aber eben nur ähnlich und nicht genau so!
Im Folgenden wollen wir versuchen die Besonderheiten der Rollstuhlversorgung bei Kindern näher darzustellen.

 

Literaturhinweis

HerzogBuch 139

Wir möchten Sie auf das Buch von von Susanne Bröxkes und Ute Herzog (Hrsg.) Rollstuhlversorgung bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen aufmerksam machen, in dem zahllose wichtige Hinweise und wertvolle Tipps gegeben werden. Auch wenn es mittlerweile schon fast 10 Jahre alt ist, so ist es immer noch eine Art Standardwerk zur Rollstuhlversorgung. Das Buch ist über den Deutschen Rollstuhl Sportverband e.V. (DRS) zu beziehen. (15,00€)

Susanne Bröxkes und Ute Herzog (Hrsg.)
Rollstuhlversorgung bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen
Köln/ Hannef 2004
Eigenverlag des DRS e.V.
ISBN:3-9809245-0-5