Die Lage des Rollstuhlschwerpunktes festlegen

 

Die Lage des Schwerpunktes von Rollstuhl incl. NutzerIn hat entscheidenden Einfluss auf die Fahreigenschaften des Rollis.

Je näher der Schwerpunkt an die gedachte Verbindungslinie der Achsaufnahmen wandert, umso wendiger wird der Rollstuhl. Je wendiger der Rollstuhl, umso größer werden die Ansprüche an die Fahrzeugbeherrschung.

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Ungeübte FahrerInnen sollten deshalb den Schwerpunkt so einstellen, dass der Rolli stabil steht und nicht zum Kippen nach hinten neigt. Zur Sicherheit sollten ungeübte FahrerInnen einen Kippschutz montieren lassen. (Eine Art Stützrad, das hinten am Rolli angebracht ist und den Rolli abstützt, sollte er sich zu weit nach hinten neigen.)

Aktivrollstühle bieten die Möglichkeit den Schwerpunkt sehr genau einzustellen. Dazu lassen sich sowohl die Lenkräder als auch die Antriebsräder in ihrer Lage horizontal und vertikal verstellen.

Lage der Antriebsräder

Verschiebung horizontalVorteileNachteile
nach hinten
  • Schwerpunkt wandert nach vorne
  • Gefahr des nach hinten Umkippens wird geringer
  • gut für NutzerInnen mit wenig Übung
  • Wendigkeit sinkt
  • Zum Lenken ist mehr Kraft erforderlich (auch für den Schiebenden)
nach vorne
  • Schwerpunk wandert nach hinten
  • Wendigkeit steigt
  • geringerer Kraftaufwand zum Lenken erforderlich
  • leichteres Ankippen zur Hindernisüberwindung
  • Ansatz am Greifreifen ergonomischer
  • eher für geübte FahrerInnen
  • Kippgefahr nach hinten steigt

 

Verschiebung vertikalVorteileNachteile

nach oben

(Rahmen kommt tiefer zu liegen)

  • Schwerpunkt wandert nach unten
  • Kippgefahr nach hinten und zur Seite sinkt
  • evtl. problematisch beim Ein- und Aussteigen (tiefe Sitzposition)

nach unten

(Rahmen kommt höher zu liegen)

  • evtl einfacheres Ein- und Aussteigen (hohe Sitzposition)
  • Schwerpunkt wandert nach oben
  • Kippgefahr nach hinten und zur Seite steigt
  • u.U. hinderlich beim Unterfahen von Tischen

Ein möglichst tiefer Schwerpunkt ist immer von Vorteil.
Die vertikale Lage der Hinterradachsen ist abhängig von der Unterschenkellänge (Abstand Fußbrett-Kniekehle) und dem Zusammenspiel zwischen Armlänge und Radgröße.
Auch andere Faktoren, wie z.B. eine gewünschte Mindestsitzhöhe (z.B. zum besseren Umsetzen auf die Lieblingscouch) oder Maximalhöhe (z.B. zum Unterfahrbarkeit von bestimmten Tischen o.ä.) können eine Rolle spielen.

Lage der Lenkräder

 Die Lage der Lenkgabeln und damit die Lage der Lenkräder läßt sich horizontal verändern.

Verschiebung horizontalVorteileNachteile

nach hinten

(Richtung Antriebsräder)

  • Schwerpunk wandert nach hinten
  • Wendigkeit steigt
  • geringerer Kraftaufwand zum Lenken erforderlich
  • leichteres Ankippen zur Hindernisüberwindung
  • eher für geübte FahrerInnen
  • Kippgefahr nach vorne und hinten steigt

nach vorne

  • Schwerpunkt wandert nach vorne
  • Gefahr des nach hinten Umkippens wird geringer
  • gut für NutzerInnen mit wenig Übung
  • Wendigkeit sinkt
  • Zum Lenken ist mehr Kraft erforderlich (auch für den Schiebenden)

 

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Bei vielen Lenkgabeln lassen sich die Lenkräder auch in der vertikalen Anordnung verändern. Auf diese Weise kann man den Rollstuhl an verschiedenen Lenkradgrößen anpassen. Die Neigung der Sitzfläche bleibt so weitgehend erhalten.

Susanne Bröxkes und Ute Herzog geben in ihrem Buch Rollstuhlversorgung bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen folgende Tipps zum Überprüfen der Wendigkeit und "Kippeligkeit" des Rollstuhls (S.46f):

Tipp 1

Der Rollstuhl wird auf ebenem Untergrund in Schrittgeschwindigkeit angeschoben.(ggf. von einem Helfer), Der Rollstuhlfahrer bremst ein Rad des Rollstuhls ab, sein Rücken hält dabei Kontakt mit der Rückenlehne. Der Rollstuhl ist wendig eingestellt, wenn er dabei eine nahezu vollständige Drehung (360°) ausführt.

Tipp 2

Sofern die Kippsicherung so eingestellt ist, dass das Ankippen des Rollstuhls über den Kipppunkt hinaus möglich ist, kann die Kippeligkeit des Rollstuhls wie folgt überprüft werden: Der Rollstuhlfahrer lehnt sich nach hinten und der Rollstuhl wird angekippt, so dass er auf den Kipprädern steht. Bleibt der Rollstuhl in dieser Position, solange der Rollstuhlfahrer zurückgelehnt bleibt unbd kippt erst wieder nach vorne auf die Vorderräder zurück, wenn der Rollstuhlfahrer den Kopf etwas nach vorne beugt, so ist der Rollstuhl kippelig eingestellt.“

Achtung:

Bei aktiv ("kippelig") eingestellten Rollstühlen kann ein an der Rückenlehne befestigter Rucksack, oder eine Schultasche den Schwerpunkt entscheidend beeinflussen. Kippgefahr!  Das sollte man besonders bei Kinderrollstühlen bedenken.