Sturz

Unter Sturz versteht man den Grad der Schrägstellung der Räder.

Sorg KinderrolliVonHinten

    • Kein Sturz: Räder stehen senkrecht
    • Negativer Sturz: Räder stehen schräg, so dass sie unten, auf der Aufstandsfläche, weiter auseinander stehen, als oben.
    • Positiver Sturz: Räder stehen unten näher zusammen als oben. (Diese Einstellung kommt bei Roll-stühlen allerdings nicht vor.)

Negativer Sturz bedeutet eine breitere Spur und somit eine höhere seitliche Kippsicherheit. Dies spielt besonders bei den sehr schmalen Kinderrollstühlen und bei Sportrollstühlen eine wichtige Rolle, die Dank des negativen Sturzes deutlich kippsicherer werden.

 

Gleichzeitig werden die Finger im Griffbereich der Greifreifen besser gegen Einklemmen geschützt, da der Greifbereich nicht mehr an der breitesten Stelle des Rollis liegt. Zudem wird der „Angriffswinkel“ auf die Greifreifen ergonomisch optimiert.

Allerding verbreitert sich der Rollstuhl durch die Schrägstellung der Räder, was besonders an Engstellen zu Problemen führen kann. Einen weiteren Nachteil großer Stürze stellt die Verschlechterung der Geradeauslaufeigenschaften dar.

 VorteileNachteile
kein Sturz
  • geringe Gesamtbreite
  • bei schmalen Rollstühlen (Kinderrollis) und bei dynamischer Fahrweise Gefahr des seitlichen Umkippens
negativer Sturz
  • sicherer gegen seitliches Umkippen
  • guter Fingerschutz
  • günstiger Angriffswinkel auf Greifreifen
  • Gesamtbreite wächst
  • Geradeauslaufeigenschaften werden spürbar schlechter bei Stürzen >3°

 

Die max. Größe des Sturzes variiert und ist abhängig von den Rollstuhlmodellen. Bei Alltagsrollstühlen für Erwachsene bietet ein negative Sturz von 3° einen guten Fingerschutz bei noch akzeptabler Verbreiterung der Spur (bei 24“ Rädern nimmt die Breite pro 1° Sturz insgesamt um ca. 4cm zu).

Höhere Werte lassen den Rolli zu breit werden und die Belastungen für Achsaufnahme, Speichen und Reifen steigen erheblich, so dass eher mit Schäden zu rechnen ist.

Bei Kinderrollstühle sind Stürze bis zu 15° möglich.
Bei speziell konstruierten Sportrollstühlen stehen deutlich höhere Sturzwerte zur Verfügung. (bis 20°)

Bremsen dank negativem Sturz

Erfahrene RollstuhlfahrerInnen nutzen den Effekt, dass sich beim Ankippen eines Rollis mit neg. Sturz, die Spur ändert, zum Bremsen. Sie fahren auf nur 2 Rädern balancierend, bergab.

Die Bremswirkung beim Ankippen kommt daher, dass im angekippten Zustand beide Räder leicht nach außen lenken, also in die jeweils entgegengesetzte Richtung. Da sich die Lenkwirkung gegenseitig aufhebt, fährt der Rolli weiter geradeaus. Die Reifen radieren dabei leicht über den Fahrbahnbelag, da sie sich nicht in der Fahrtrichtung abrollen.

Ich habe ein einfaches Modell gebaut, um dieses Verhalten zu veranschaulichen. Dazu habe ich auf einer Basisplatte zwei abgeknickte Achsen angebracht. Auf der Platte kann ich die abgeknickten Achsen so drehen, dass einen um ca. 45° gekippten Rolli simulieren. Dabei erkennt man dank des extremen Sturzes von ca. 30° deutlich, wie im gekippten Zustand die Räder nach außen lenken.

w Sturz normal

w Sturz gekippt