Leichtgewichtsrollstuhl oder Aktivrollstuhl
Manuelle Rollstühle, insbesondere Aktiv-Rollstühle, können heute wahre Leichtgewichte sein!
Zu bedenken ist aber, dass das Gewicht nur ein Kriterium von vielen ist und eine eher untergeordnete Rolle spielt. Ein verminderter Reifendruck oder verschmutzte Lenkradachsen haben einen viel höheren Einfluss auf den Rollwiderstand (und somit auf die Kräfteökonomie) als das Gewicht selbst. Über den optimalen Greifpunkt, die richtige Radgröße und Schwerpunkeinstellung gibt es viel mehr Einsparpotential.
Wir beschränken uns hier auf die am weitesten verbreiteten Bautypen: Die relativ einfachen Leichtgewichtsrollstühle und die hochwertigeren Aktiv-Rollstühle. (siehe auch Rolli Typologie)
Leichtgewichtsrollstühle
Der Begriff Leichtgewichtsrollstuhl stammt aus den1980er Jahren, als rollende Stahlungetüme 20 kg und mehr auf die Waage brachten und für Selbstfahrer aus heutiger Sicht völlig ungeeignet waren. Damals waren die etwa 15 kg schweren Leichtgewichtsrollstühle ein Fortschritt.
Heute ist der Übergang zu den Aktiv-Rollstühlen fließend, so dass sich keine genaue Trennlinie ziehen lässt. In anderen Ländern bezeichnet man gut anpassbare Leichtgewichtsrollstühle als „Medium-Active“ Rollstühle, um sie von den dynamischeren „Activ“-Rollstühlen zu unterscheiden.
Die Standardversionen von Leichtgewichtsrollstühlen werden gerne in der Fallpauschalversorgung der gesetzlichen Krankenkassen eingesetzt und sind deshalb in Deutschland weit verbreitet.
Nach unserer Einschätzung sind Standard-Leichtgewichtrollstühle, vor allem wegen ihrer schlechten Rolleigenschaften und der geringen Anpassbarkeit, eher für den temporären Gebrauch (z.B. auf Flughäfen) geeignet, als zur dauerhaften Versorgung. Selbst als Schieberollstühle sind sie wegen des hohen erforderlichen Kraftaufwands nicht zu empfehlen.
Die in der Fallpauschalversorgung eingesetzten Leichtgewichtsrollstühle werden i.d.R. mit pannensicheren Reifen („Vollgummireifen“) ausgestattet, was die ohnehin schlechten Rolleigenschaften noch weiter verschlechtert.
Aktiv-Rollstühle
Der Begriff Aktiv-Rollstuhl wird recht unterschiedlich gebraucht. Manche Hersteller sprechen von Adaptiv-Rollstühlen, wenn sie auf die besondere Anpassbarkeit ihres Rollstuhls hinweisen wollen, andere bezeichnen alle modernen, gut anpassbaren und leichtgewichtigen manuellen Rollstühle für Selbstfahrer, als Aktiv-Rollstühle. Der Einfachheit halber nutzen wir die letztgenannte Möglichkeit.
Ursprünglich bezeichnete man mit diesem Begriff eine neue Generation von Rollstühlen, die Mitte der 1980er Jahre eingeführt wurde. Es handelte sich dabei zunächst um Starrrahmenrollstühle, die sehr viel mehr auf die spezifischen Belange von Selbstfahrern hin entwickelt wurden, als das bei den bis dahin üblichen Standard- und Leichtgewichtrollstühlen der Fall war.
Der Anstoß für diese Entwicklung kam von kreativen Privatpersonen aus dem Bereich des Rollstuhlsports, die zunächst zur eigenen Verwendung gut abstimmbare Sportrollstühle konstruierten.
Diese Anfänge führten zu einigen sehr erfolgreichen Firmengründungen (Küschall, Sopur, beide 1978). Aus dem Sportrollstuhlbau entwickelte sich schnell der Gedanke, gut anpassbare Rollstühle für Jedermann zu produzieren. Der Aktivrollstuhl war geboren.
Später wurde dieser Rollstuhltyp von allen wichtigen Rollstuhlherstellern ins Programm genommen.
Inzwischen gibt es eine sehr große Anzahl verschiedenster Bautypen. Aktivrollstühle sind als Starrrahmen- und als Faltrollstühle in unterschiedlichsten Materialien (Aluminium, Magnesium, Karbon) erhältlich. High-End Modelle wiegen z.T. weniger als 7kg!
Im Vergleich zu Standard-Leichtgewichtrollstühlen werden in Aktiv-Rollstühlen hochwertigere Bauteile (z.B. Lager) verbaut, die Fertigungstoleranzen sind geringer und die Anpassbarkeit deutlich besser. Das führt zu Rollstühlen, die sehr viel leichter zu bewegen sind, als die weit verbreiteten Fallpauschal-Modelle.
Wir empfehlen deshalb, sich um die Versorgung mit einem Aktivrollstuhl zu bemühen.
Bei ausreichender medizinischer Begründung übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für Aktivrollstühle.
Stichworte für die Begründung der Notwendigkeit eines Aktiv-Rollstuhls können sein:
- Anpassbarkeit (ist bei Leichtgewichtsrollstühlen nur sehr eingeschränkt möglich)
- mangelnde Kraft um Leichtgewichtrollstuhl selbstständig zu bewegen
- Gelenke werden weniger beansprucht, weniger Gelenkschmerzen, weniger Folgeschäden
Sie können den Qualitätsunterschied übrigens leicht selbst feststellen:
Möglichkeit 1:
Geben Sie einem Leichtgewichtsrollstuhl auf ebener Fläche einen Schubs, so dass er 3-4m rollt. Sie werden sehen, dass das gar nicht so einfach ist, der Rolli wird wahrscheinlich vorher stehen bleiben. Außerdem werden sie sehen, dass der Leichtgewichtsrollstuhl die Spur nicht hält.
Machen Sie nun das Selbe mit einem Aktivrollstuhl. Sie werden sehen, dass dieser Rolli die Spur hält und bei einem gleich großen Schubs 3-4mal so weit rollt.
Möglichkeit 2:
Fahren Sie mit beiden Rollstuhltypen. Sie werden sehen, ein Unterschied wie Tag und Nacht!