Fahrzeugtypen
Ein E-Rolli kann Ihnen das mühevolle Selbstantreiben des Rollstuhls abnehmen. Sie brauchen dann nur noch den Joystick nach vorne drücken und ab geht’s! Ganz ohne eigenen Krafteinsatz. E-Rollstühle eigen sich daher besonders für Menschen, die wegen ihrer Behinderung sich die eher sportlichen Herausforderungen des manuellen Rollstuhlfahrens nicht antun wollen.
Einsatzort:
Wie im Kapitel Rollitypologie schon skizziert, werden Elektrorollstühle zunächst entsprechend ihrer Einsatzorte kategorisiert. Es gibt Rollstühle für den
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- Innenbereich
- Innen- und Außenbereich (Kombirollstühle)
- Außenbereich (auch Outdoor-Rollstühle genannt.)

Eine der ersten Überlegungen bei der Anschaffung eines E-Rollis sollte sich deshalb auf den Einsatzort beziehen.
Überwiegend Innenbereich
Sollten Sie den Rollstuhl überwiegend für den Innenbereich benötigen, sollten Sie sich überlegen, ob ein manueller Rollstuhl mit Zusatzantrieb nicht die bessere Lösung ist. Die reinen Elektrorollstühle für den Innenbereich haben den Nachteil, dass sie sehr schwer sind (Blei-Akkus) und sich schlecht schieben lassen. Allerdings können sie sehr komplexe Sitzsysteme mit diversen Stütz und Haltefunktionen aufnehmen.

Innen und Außenbereich
Einen guten Kompromiss zwischen Innen und Außenbereich-Rollstühlen bieten die Kombirollstühle. Sie sind kompakt genug, um damit in der Wohnung fahren zu können, und robust und leistungsfähig genug, um damit auch draußen fahren zu können. Innerhalb dieser Gruppe von Rollstühlen gibt es eine weite Streuung von extrem kompakt (z. B. SLS Viva, b=ca. 60cm, l=95cm) bis relativ groß (z. B. Alber Adventure, b=ca68cm, l=117cm). Die Eignung für den Außenbereich steigt in der Regel mit der Zunahme von Spurbreite und Radstand. Gleichzeitig nimmt die Wendigkeit ab.


Müssen Sie den Rolli auch im Innenbereich nutzen können, sollten Sie darauf achten, dass er möglichst schmal ist.
Sind Sie in Innenräumen nicht auf die Nutzung eines Rollstuhls angewiesen, sollten Sie sich die etwas breiteren Rollis genauer ansehen.
Der Vorteil von Kombirollstühlen liegt darin, dass man sie für den Außenbereich gut verwenden kann, trotzdem damit in Restaurants, Supermärkten, öffentlichen Verkehrsmitteln u.ä. noch gut zurechtkommt.
Outdoor-Rollstühle:
Wer schon einmal mit einem Elektro-Kombiollstuhl auf einer Strecke gefahren ist, die sowohl seitlich, als auch nach vorne abschüssig ist, wird schnell festgestellt haben, dass es ziemlich schwierig ist, den Rollstuhl auf Kurs zu halten. Die Lenkung indirekt gelenkter Rollstühle neigt dazu sich immer Richtung Falllinie auszurichten, sodass man ständig gegensteuern muss. Man fährt dann immer leichte Schlangenlinien.
Auf Feldwegen, oder gar bei Nässe, wenn die Antriebsräder an Grip verlieren, verliert man bei Bergabfahrten schon mal komplett die Kontrolle. Mit dem Grip geht nicht nur der Vortrieb, bzw. die Bremswirkung verloren, sondern auch die Möglichkeit zu lenken. Dann gleicht das Rollstuhlfahren eher einer Schlittenfahrt ohne Steuermöglichkeit. Zum Glück fährt man steile, glitschige Wald-und Feldwege eher selten.

Diese Probleme hat man mit einem Outdoor-Rollstuhl nicht, oder wenigstens nur sehr eingeschränkt. Der Grund dafür liegt in der Lenkung dieser Rollstühle, die direkt über einen Elektromotor angesteuert wird. Sie erlaubt eine deutlich exaktere Steuerung des Fahrzeugs und ist nicht vom Grip der Antriebsräder abhängig.
Mit Rollstühlen für den Außenbereich lassen sich auch Wald und Wanderwege meistern. (Aber Vorsicht, richtige Offroad-Fahrzeuge sind das natürlich nicht!)
In der Regel haben diese Rolli auch einen längeren Radstand, was ebenfalls zu mehr Spurtreue beiträgt.
Je nach Herstelle sind mit diesen Rollis Geschwindigkeiten bis 15km/h möglich. Auch die erreichbaren Reichweiten sollen lt. Hersteller deutlich höher sein, als bei Kombirollstühlen. (Achtung: Die Herstellerangaben zu Reichweiten sind unter idealen Laborbedingungen ermittelt worden und haben deshalb so gut wie keinen Praxisbezug!)
Die Spurtreue und das gute Lenkverhalten haben allerdings einen Preis: Mit solchen Rollis hat man es sehr schwer in Restaurants, Supermärkten und öffentlichen Verkehrsmitteln. Im Bekleidungshaus zwischen den Kleiderständern zu stöbern ist so gut wie aussichtslos.
Geschwindigkeit
Wer zum ersten Mal in einem Elektrorollstuhl sitzt, dem scheint selbst die Standardgeschwindigkeit von 6 km/h ziemlich flott zu sein.
Diese Unsicherheit hat allerdings weniger mit der tatsächlichen Geschwindigkeit zu tun, als vielmehr mit der hohen Sitzposition und den fehlenden Möglichkeiten sich nach vorne abstützen zu können. NichtrollstuhlfahrerInnen können das Gefühl gut simulieren, wenn sie sich auf einem Bürostuhl sitzend flott durch das Büro schieben lassen.
Mit ein wenig Übung verliert sich die Angst, und man hat schnell den Wunsch ein bisschen mehr „Gas“ geben zu können.
Wer mit seinem Rolli auch mal Ausflüge mit fahrradfahrenden Freunden machen möchte, sollte sich unbedingt eine schnellere Version (mit möglichst großer Batteriekapazität!) zulegen.
Wird der Rolli von der Krankenkasse bezahlt, müssen Sie die Zusatzkosten für schnellere Version in der Regel selbst tragen (je nach Hersteller 400,- bis 900-€ Listenpreis. Verhandelbar!), da in der Regel nur die 6-km/h-Versionen als Basisversorgung anerkannt werden. Zudem wird die Krankenkasse alle Reparaturen, die durch die schnellere Version verursacht worden sind, nicht übernehmen wollen. In der Regel werden Sie deshalb von Ihrer Krankenkasse gebeten, eine entsprechende Erklärung zu unterschreiben, in der Sie sich verpflichten, in solchen Fällen, die Reparaturkosten selbst zu tragen. .
Das Problem dabei ist, dass sich oft nicht genau abgrenzen lässt, wann ein Schaden auf die schnellere Version zurückzuführen ist, sodass im Schadenfall die Wahrscheinlichkeit für Ärger steigt.
Trotzdem kann ich die schnelleren Versionen nur empfehlen. Das Mehr an Spaß und die Möglichkeit zu gemeinsamen Fahrrad-/Rollstuhltouren gleicht den Mehrpreis allemal aus.
Wie schnell soll mein Rolli sein?
Rollstühle gibt es in 5 Geschwindigkeitskategorien. Für alle Bautypen, die schneller als 6 km/h sind, gilt, dass die Krankenkassen zwar eine derartige Ausstattung zulassen müssen, die Mehrkosten aber vom Kunden zu tragen sind.
Die eigenartigen Geschwindigkeitskategorien sind Resultat verschiedener Gesetzesvorschriften und Normen.
Geschwindig- keitsklasse | ABE | Haftpflicht- vers. | Beleuchtungs- anlage | Alters- beschränk- ungen | Fahr- erlaubnis |
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Bis 6 km/h | nicht erforderlich | Auf Antrag in privater Haftpflicht enthalten. |
Einfache Leuchten | Keine Alters- beschränkungen |
Kein Führerschein erforderlich |
Bis 8 km/h | Betriebserlaubnis erforderlich Straßenverkehrsamt) |
Kfz-Haftpflichtversicherung nötig, „Mofa“ Kennzeichen |
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Bis 10km/h | Mindestens 1 Scheinwerfer erforderlich | ||||
Bis 12 km/h | Ab 15 | ||||
Bis 15 km/h |

- 6km/h
- Schrittgeschwindigkeit
- 8km/h
- schnelle Schrittgeschindigkeit
- 10km/h
- Laufgeschwindigkeit
- 12km/h
- langsame Fahrradgeschwindigkeit
- 15km/h
- höchste ohne Fahrerlaubnis gestattete Geschwindigkeit
Entsprechend der angegebenen Höchstgeschwindigkeiten greifen verschiedene Normen und Gesetzte. Rollstühle, die schneller als 6km/h fahren können, müssen nach der STVO mit einem Warnschild ausgestattet sein und benötigen eine Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE).
Und nicht vergessen: Rollis, die schneller als 6 km/h sind, müssen zugelassen und versichert werden. (Mofaversicherung, ca. 60,-€/Jahr).
Reichweite
Wer mit dem Rolli Ausflüge macht, will damit natürlich nicht irgendwo mit leeren Batterien liegen bleiben. Deshalb sollte man sich vor der Anschaffung eines Rollstuhls über dessen Reichweite informieren.
Das ist nicht ganz einfach. Alles, was man sofort mit Bestimmtheit sagen kann, ist, dass die Herstellerangaben zu den Reichweiten keinerlei Praxisbezug haben. Der Grund hierfür liegt in den angewandten Messverfahren.
Die Reichweiten werden bei optimalen Bedingungen im Labor mit nagelneuen Batterien ermittelt. Hier gibt es kein stromfressendes ständiges Anfahren und Stehenbleiben, kein bergauf, stets bester Untergrund mit wenig Rollwiderstand (Prüfstand), optimaler (vermutlich sehr hoher) Reifendruck und optimale Außentemperaturen. Zudem werden meist die Reichweiten angegeben, die mit den sparsameren 6 km/h Versionen ermittelt wurden. In der Praxis erreicht man leider nur 50-70% der vom Hersteller angegebenen Reichweite.
Nun könnte man auf den ersten Blick meinen, 25 bis 30km Reichweite seien doch enorm weit. Das ist aber leider nicht so. Stell Dir Folgendes vor:
Du machst mit Deinem 10km/h Rolli, am besten mit einem (einer) BeleiterIn (macht eindeutig mehr Spaß!) einen Fahrradausflug. Nach ca. 2 Stunden seid ihr 15km weit gefahren (viel gequasselt unterwegs und immer wieder stehen geblieben, wegen der schönen Aussicht:), das Wetter ist super, die Stimmung bestens und am liebsten würde man gleich noch 10km weiter fahren. Aber Vorsicht! Du mußt ja noch nach Hause kommen. Und eine Sicherheitsreserve einplanen, weil zurück geht's bergauf, da braucht der Rolli mehr Strom.
Und schon ist aus einer Reichweite von 30km, eine von lausigen 15km geworden! Fähr man auf Kies- oder Sandwegen (Forststraßen) wird die Reichweite noch einmal reduziert. Da kommt schnell Frust auf.
Die tatsächlich erreichbare Reichweite ist abhängig von vielen Faktoren.
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- Qualität und Zustand der Motoren
Moderne bürstenlose Nabenmotoren haben einen deutlich besseren Wirkungsgrad, als konventionelle Bürstenmotoren (Schleifkontakte) mit Winkelgetriebe.
- Qualität und Zustand der Motoren
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- Batteriekapazität
Akkus altern und verlieren im Laufe der Zeit an Kapazität.
- Batteriekapazität
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- Außentemperaturen
Blei-Gel Akkus reagieren empfindlich auf Temperaturunterschiede. Sie arbeiten am besten in einem Bereich von ca. 20-25°C. (Schon bei nur 5°C weniger (15°C) kann man deutliche Kapazitätseinbußen feststellen.)
- Außentemperaturen
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- Fahrbahnbelag
Je nach Untergrund variiert der Rollwiderstand.
- Fahrbahnbelag
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- Reifen und Reifendruck
Je weniger Luft im Reifen ist, um so höher wird der Rollwiderstand. Mit dem richtigen Luftdruck zu fahren, ist eine einfache und effektive Möglichkeit die Reichweite maximal zu halten. Stark profilierte Reifen mit großer Auflagefläche haben einen höheren Rollwiderstand, als wenig profilierte Reifen mit geringer Auflagefläche. (Rollerreifen)
- Reifen und Reifendruck
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- Gelände und Fahrverhalten
Bergauffahrten fressen Strom. Gleichmäßiges Dahingleiten verbraucht weniger Strom, als Fahren mit ständigem Stop and Go.
- Gelände und Fahrverhalten
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- Geschwindigkeit
Der Stromverbrauch nimmt mit steigender Geschwindigkeit exponential zu. (D. h. bei beispielsweise 12 km/h ist der Verbrauch deutlich mehr als doppelt so hoch, wie bei 6 km/h.)
- Geschwindigkeit
Sehr selten verfügen Rollstühle über die Möglichkeit beim Bergabfahren (Bremsen) Strom in die Batterien zurückzuladen. (Rekuperation). Einer , der so etwas kann ist der Alber Adventure.