Die Künstlerin: Sue Austin
Cross the Border, Close the Gap! (Leslie Fiedler 1969)
Die britische Multimedia-, Performance- und Installationskünstlerin Sue Austin ist Rollstuhlfahrerin und liebt das Tauchen. Dabei stellte sie eine überraschende Verbindung zwischen der Tauchausrüstung und dem Rollstuhl fest: Beides erweitert den Aktionsraum und verleiht Fähigkeiten, die ohne diese Hilfsmittel nicht möglich wären.
Der entscheidende Unterschied ist jedoch, dass der Rollstuhl als Bedeutungsträger extrem negativ konnotiert ist, er steht für Verlust an Selbstständigkeit und Souveränität, die klobige und schwere Tauchausrüstung hingegen, ist nur positiv besetzt. Sie steht für Abenteuer, Freiheit und Spaß.
Hier setzt Sue Austins künstlerische Arbeit in ihrem Projekt „Testing the Water“ an.
Sie kombiniert dazu Rollstuhl und Tauchgerät zu einem Kunstobjekt, mit dem man tatsächlich auf Tauchfahrt gehen kann und entwickelt eine Art Unterwasser-Choreografie, die sie im Rahmen von Performances in Schwimmbädern oder in der offenen See aufführt.
Durch das Zusammenführen scheinbar nicht zusammengehöriger Elemente (Rollstuhl, Wasser, Tauchgerät) gelingt es ihr, das vorgefasstes Verständnis der Dinge aufzubrechen und den Denkraum zu Behinderung und Hilfsmittel zu erweitern.
In ihrer Arbeit geht es ihr um den Wert gesellschaftlicher Vielfalt und darum „ die Unterschiede aufzulösen, die in der Psyche der Gesellschaft durch kulturelle Dichotomien (Anmerk der Red: Gegensätze), die „Behinderte“ als „anders“ definieren, geschaffen werden.“ (http://www.susanaustin.co.uk/ (About))
Anlässlich ihres TED-Vortrags berichtet Sue Austin von begeisterten Menschen, die nach Ihren Performances auch als nicht behinderte Menschen, so einen Rollstuhl haben wollten.
Dieses Video könnt Ihr hier mit deutschen Untertiteln und deutscher Transkription (Text zum Download) sehen.
Sue Austin schreibt über Ihre Arbeit:
„Meine Arbeit im Atelier dreht sich seit einiger Zeit darum, Wege zu finden, meine gesamte Erfahrung als Rollstuhlnutzerin zu verstehen und auszudrücken. Dazu beleuchte ich grundlegende Aspekte der Methoden der Selbstdarstellung und der Kraft der Selbst-Narration und stelle den Kern von Macht und Kontrolle, der „Behinderte“ als anders definiert, infrage.“ (http://www.susanaustin.co.uk/)