Treppensteiger Alber scalacombi S36
Kennen Sie das?
Sie kommen nach einem anstrengenden Tag nach Hause, freuen sich auf den wohlverdienten Feierabend und dann? –Geht der Aufzug nicht!
Was nun? Sie könnten die Feuerwehr rufen oder die Bundeswehr (sofern die nicht gerade Ihre Interessen am Hindukusch vertreten, wird man Ihnen sicher gerne ein paar Burger in Uniform vorbeischicken.).
Wohl dem, der ein paar kräftige Freunde hat, die zudem auch noch gleich ums Eck wohnen und total scharf darauf sind, verzweifelte Rollifahrer*innen in den 5.Stock zu wuchten.
Es geht aber auch einfacher!
Sollten Sie Zugriff auf einen elektrisch angetriebenen Treppensteiger haben, können Sie sich und Ihren Freunde ausgerenkte Glieder ersparen und ganz entspannt so gut wie jede Treppe bewältigen.
Sollten Sie sich für die Anschaffung solch eines Geräts interessieren, finden sie unten Hinweise zu Kostenträgern.
Wir hatten Glück! Für unseren Erfahrungsbericht mussten wir uns weder mit Kostenträgern herumschlagen, noch war der Aufzug kaputt. So konnten wir in aller Ruhe das scalacombi, ein Treppensteiger von Alber, ausprobieren.
Um es gleich vorweg zu nehmen: So ein Ding ist Klasse! Kein Geächze und Gekeuche der Freunde, keine Bandscheibenvorfälle oder Herzattacken, ganz easy und ohne Kraftanstrengung bugsiert mich ein Begleiter nach oben. (oder unten!)
Typen
Alber bietet den Treppensteiger in verschiedenen Versionen an.
scalamobil (S35 für Stufen bis 20cm Höhe und S38 für Stufen bis 25cm Höhe)
Dieser Treppensteiger kann mittels geeigneter Adapter mit fast jedem manuellen Rollstuhl verbunden werden und transportiert so Rollstuhl samt Insassen die Treppen hoch und runter.
scalacombi (S36 für Stufen bis 20cm Höhe und S39 für Stufen bis 25cm Höhe)
Dieser Treppensteiger ist mit einer Sitzeinheit ausgestattet.
Die Leistungsmerkmale von scalamobil S35 und scalacombi S36 sind identisch. Das gleiche gilt für die beiden Modelle S38 und S39.
Mobiler Einsatz
Unser scalacombi S36 lässt sich mit wenigen Handgriffen zerlegen, so dass er für den mobilen Einsatz auch in kleinen Kofferräumen Platz findet.
Das Rückenpolster ist an den Holmen, die die Steuereinheit tragen, mit Clipsen befestigt und lässt sich einfach von den Holmen trennen. Sitzfläche und Holme sind werkzeugfrei von der Antriebseinheit zu trennen (Rändelschrauben). Die höhenverstellbaren Holme lassen sich zum Transport zusammenschieben.
Die Antriebseinheit lässt sich dann an einem herausklappbarem Griff gut tragen.
Um die Antriebseinheit noch etwas leichter zu machen, kann man mit einem Handgriff die Batterieeinheit herausziehen.
Steuereinheit mit Holmen | 4,9 kg |
Sitzeinheit | 12,5 kg |
Antriebseinheit (ohne Akku-Pack) | 17,4 kg |
Akku-Pack | 2,7 kg |
Gesamtgewicht | 37.5 kg |

Das Abenteuer beginnt
Mit so einem Treppensteiger ist sogar das Ulmer Münster bezwungen worden! Wenigstens so weit, wie es das immer enger werdende Treppenhaus in dem Turm zuließ, was immerhin das Erreichen einer Aussichtsplattform in 70m Höhe ermöglichte. (Allerdings mit Batteriewechsel!).
Mehr dazu gibt es hier. (YouTube)
Das scalacombi schafft also auch (eng!) gewendelte Treppen. Laut Alber muss die Mindestauftrittstiefe der Treppenstufe nur 11cm betragen, die max. Stufenhöhe liegt bei 20cm. Das scalacombi ist für Personen bis 140kg geeignet.
Wir haben es an einer Standardtreppe, wie sie in den meisten städtischen Wohnhäusern zu finden sind, ausprobiert.
Die Bedienung ist sehr einfach. Geführt wird das Gerät an den beiden Handgriffen, deren Höhe und Breite sich schnell und einfach auf die Bedienperson einstellen lassen (werkzeugfrei!). Das Gerät lässt sich wie eine Sackkarre schieben. Allerdings ist es besser, das Gefährt zu ziehen, da die kleinen Tasträdchen, die die Stufen „erkennen“ und dann die Antriebsräder blockieren, im Schiebebetrieb schon an kleinsten Hindernissen (z. B. Türschwellen) das Fahrzeug blockieren. Zieht man das Gefährt rückwärts über die Schwelle, gibt es keine Probleme.
Zum Treppabfahren wählt man an einem Schalter am linken Handgriff die Fahrtrichtung (rauf oder runter) und schiebt die Fuhre bis an die Treppenkante. Die kleinen Tasträdchen rollen über die Kante und lösen so das Blockieren der Antriebsräder aus.
Nun wird mit der Daumentaste am rechten Handgriff „Gas“.gegeben, der Hubmechanismus setzt sich in Gang und senkt die ganze Fuhre auf die nächste Stufe ab. Dort angekommen schiebt man das Gefährt so weit nach vorne, dass die Tasträdchen über die nächste Stufenkante herunterfallen, die Antriebsräder wieder blockieren und der nächste Hubvorgang ausgelößt werden kann..
Bei der Aufwärtsfahr steht die Begleitperson hinter dem Treppensteiger und zieht ihn bis zur ersten Stufe. Stoßen die Antriebsräder an der Stufe an, gibt man „Gas“ und der Mechanismus hebt das Fahrzeug auf die nächste Stufe. Dort angekommen, zieht man das Fahrzeug wieder an die nächste Stufe heran und setzt den Hubmechanismus in Gang.
Mit ein bisschen Übung geht einem der Rhythmus von an-die-Stufe-schieben (bzw. ziehen), Gas geben, an-die-Stufe-schieben, Gas geben, usw. schnell in Fleisch und Blut über. Auch das Austarieren der Fuhre, so, dass man so gut wie keine Last zu stützen braucht, ist etwas Übungssache.
Hat man sich mit dem Gerät erst mal vertraut gemacht, ist man erstaunt, wie einfach und ohne Kraftanstrengung man damit die Stufen hochkommt.
Aus Sicht desjenigen, der transportiert wird, scheint die Sache zunächst ziemlich abenteuerlich. Die ungewohnte, weit nach hinten geneigte Sitzposition treibt einem anfangs besonders beim Treppabfahren den einen oder anderen Schweißtropfen auf die Stirn. (Obwohl wir unsere Versuche noch bei recht kühlen Frühlingstemperaturen durchführten!)
Trotz dieser anfänglichen Beklemmungen ist mir so ein Transport die Treppen hoch tausend mal lieber, als das Herumgewackele und Gezerre, dem man ausgesetzt ist, wird man im Rolli sitzend die Treppen hochgewuchtet.
Mal ganz davon abgesehen, dass sich die tapferen Freunde den Rücken nicht ruinieren.
Erstattungsquellen für mobile Treppensteiger
Treppensteige wird benötigt, damit… | Kostenträger | Voraussetzungen |
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… eine selbstständigere Lebensführung des Pflegebedürftigen ermöglicht wird. Um den Wohnbereich zu verlassen oder dorthin zurückzukehren, ist nur noch die Unterstützung einer Pflegeperson, und nicht mehr, wie bisher, die durch zwei Pflegepersonen nötig. (Bundessozialgericht, Urteil B 3 KR 1/14 R vom 16.07.14) | Pflegeversicherung |
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… die Praxis von Arzt, Therapeuten, etc. besucht werden kann oder andere regelmäßige ambulante medizinische Behandlungen (wie z. B. Dialyse) durchgeführt werden können („medizinische Rehabilitation“). | Krankenkasse |
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… eine soziale Integration ermöglicht wird (z. B. Besuche bei Freunden oder Verwandten, Kirchgang u.ä.) | Sozialamt |
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Seit dem Urteil des Bundessozialgerichts vom 16.07.2014 kommt i.d.R. die Pflegeversicherung als Kostenträger infrage.
(Siehe auch den Artikel aus dem Magazin „Der Gesundheitsprofi“, Heft 08/2014, S.6 Download hier)
Hier finden Sie weitere Videos zu den Treppensteigern: