Sommerurlaub
Nun wird es wieder kalt und wehmütig denke ich zurück an 2 eigentlich ganz schöne Urlaubswochen in Oberbayern. Bei herrlichem Sonnenschein bretterten meine Freunde mit dem Fahrrad und ich mit meinem Elektroflitzer durchs buckelige Voralpenland.
Eigentlich ganz schön? Einen Wermutstropfen gab es. Bitter und unschön:
Trendmobil, der Antiroll-Stuhl.
Meine Gastgeber besorgten mir im örtlichen Sanitäts-„Fachhandel“ leihweise einen manuellen Rollstuhl, um in der Wohnung nicht auf den größeren elektrischen Rolli angewiesen zu sein. Das erleichterte mir die Anfahrt mit der Bahn, brauchte ich mich nicht noch um den Transport meines eigenen manuellen Rollis kümmern.
Schon als meine Freunde den Rolli aus dem Sanitätshaus abholten, fiel ihnen auf, dass der Rolli ungewöhnlich schwer zu schieben war. Natürlich machten sie die professionell freundlichen Mitarbeiter des Sanitäts-„Fachhandels“ auf dieses Problem aufmerksam.
Die aber stellten sich auf den Standpunkt, dass alles in Ordnung sei und das auch gar nicht anders sein könne, da der Rolli nagelneu und gerade erst ausgepackt worden sei.
Dass der Rolli neu war, zweifelten meine Gastgeber nicht an, schließlich sahen sie, wie der Rolli vor ihren Augen aus diversen Schutzfolien heraus geprokelt wurde. Leider sind meine Freunde genau so wenig Fachleute, wie die Leute vom Sanitäts-„Fachhandel“,was ihnen aber natürlich nicht klar war. Und so ließen sie sich vom „Fachhändler“ bequatschen und nahmen das Ungetüm mit.
Als ich den Rolli dann sah (und hörte!), kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Das Ding hieß „Trendmobil“, machte laute, nicht zu überhörende Schleifgeräusche (Trommelbremsen) und die Räder hatten beide enorme „Achten“. Sie drehten sich, wenn man sie bei frei stehenden Rädern kräftig mit der Hand antrieb, mit etwas Glück ein paar mal rund rum, bis sie plötzlich hart zum Stillstand kamen.
Das Sitzpolster ist aus so minderwertigem Schaumstoff gefertigt, dass man schon beim ersten Hineinsetzen, bis auf den Rahmen durchsackt. Die Entriegelungshebel für die Beinstützen bestehen aus dünnem, scharfkantigem Blech. Die Aufnahmen für die Seitenteile aus minderwertigem Plastik, das schon beim bloßen Hingucken zu zerbröseln droht.
Aber das Schlimmste von allem, der Rolli lässt sich kaum bewegen! Stößt man meinen manueller Rolli zu Hause leicht an (leer), so rollt er ohne Probleme mehrere Meter geradeaus, bis er zum Stillstand kommt.
Der Trendmobil rollt 50cm und schlägt dabei einen Haken. Sitz man darin und treibt ihn an, so geht das in 20cm Schritten. Als hätte er eine eingebaute Wegrollsperre.
Nun war der Rolli aber schon mal da und schien zunächst für die Wohnung doch besser geeignet zu sein, als der Elektrorollstuhl. Schließlich sind die Wege in der Wohnung ja doch recht kurz. Ich habe es also mit dem „Trendmobil“ versucht.
Nach drei Tagen Nutzung dieses Schrottteils war ich so entnervt, dass ich für den Rest des Urlaubs auch für den Innenraum meinen E-Rolli bevorzugte. Das war zwar besonders in der engen Toilette ein Problem, aber kostete mich weniger Nerven, als mit dem Trendmobil mich 20cm-weise vorwärts zu bewegen.
Ehrlich, ich hatte mir nicht vorstellen können, dass ein Rollstuhl so grottenschlecht sein kann. Man lernt halt nie aus. Und für diesen Mist sollte ich nun auch noch jeden Tag Leihgebühr entrichten!?
Also entschlossen wir uns, das Ding zurückzubringen und den Rest des Urlaubs auch in der Wohnung elektrisch unterwegs zu sein.
Verbrannte Erde
Wir wurden also bei dem „Fachhändler“ vorstellig, nannten den Grund unserer Reklamation und führten die Rolleigenschaften des Rollis vor.
Dreimal dürft ihr raten, was uns entgegnet wurde. Das sei ganz normal und, Überraschung!, der Rolli sei neu und mithin müsse er in Ordnung sein. Punkt. Die tatsächlichen Mängel schienen die Herrschaften vom „Fachhandel“ überhaupt nicht zu interessieren.
Der folgende Wortwechsel führte zwar dazu, dass wir den Rolli zurückgeben konnten und keine Leihgebühr entrichten brauchten, dafür aber aus dem Laden geworfen wurden. Verbrannte Erde!
So ist das mit dem Sanitäts-„Fachhandel“. Solange die Kasse klingelt, wird man umgarnt. Kaum gibt es Probleme, ist Schluss mit lustig und man fliegt raus.
Ich kann nur allen raten, macht einen Bogen um „Trendmobile“ und bewahrt immer etwas Sicherheitsabstand vor den Sanitäts-„Fachhändlern“.Lasst Euch nicht umgarnen!
Trotzdem werde ich wieder ins schöne Bayernland fahren, auch wenn ich mich über so manche blöde Kuh geärgert habe.