
Der erste Eindruck
Als ich den Permobil C350 TS das erste Mal auf einer Abbildung sah, ließ mich das sehr technisch anmutende Design des Sitzes sofort an einen Flugzeugschleudersitz denken. Ich habe zwar noch nie einen Jet von innen gesehen, aber dieser Sitz sieht einfach teuflisch schnell und irgendwie nach Hightech aus.
Steht man dann tatsächlich vor dem C350 TS relativiert sich dieser Eindruck etwas, da der Sitz an dynamischen Wirkung einbüßt, wenn er auf die „normale“, für erwachsene Mitteleuropäer erforderliche Breite eingestellt ist. Trotzdem bleibt der TS-Sitz ein Eye-Catcher.
Die Ausstattung
Position | Nettopreis [€] | Preis incl. 7% MwSt [€] |
---|---|---|
Basismodell C350 TS | 7.346,00 | 7860,22 |
4 gefederte Räder | Serie | --- |
2 Fußplatten winkelverstellbar | Serie | --- |
Steuerpult abschwenkbar | Serie | --- |
Armlehnen höhenverstellbar, wegklappbar | Serie | --- |
Verlängerung der Rückenlehne | 83,00 | 88,81 |
4 Halteösen zum sicheren Verzurren | Serie | --- |
Kotflügel hinten | Serie | --- |
Beleuchtungsanlage mit Blinker | Serie | --- |
Sitzkantelung elektrisch | 1.867,00 | 1.997,69 |
Schiebegriff | 171,00 | 182,97 |
Haltegurt | 49,00 | 52,43 |
Summe | 9.516,00 | 10.182,12 |
Herstellerpreise Jan.2011 |
Der schwedische Hersteller Permobil vertreibt den C350 seit 2007 in Deutschland. Mitte 2008 wurde der TS-Sitz in Deutschland eingeführt.
Die Ausstattung unseres Testmodells entspricht weitgehend der Standardausstattung, lediglich eine elektrische Sitzkantelung, sowie eine Rückenlehnenerhöhung sind als Sonderausstattung hinzugekommen.
Auch hier macht der C350 TS eine gute Figur: serienmäßige Ausstattungsmerkmale wie 4 gefederte Räder, ein Schwenkmechanismus für das Steuerpult, Kotfügel hinten, Beleuchtungsanlage u.a. sind nicht selbstverständlich.
Eine Tasche mit Werkzeugen ist ebenfalls Teil des Lieferumfangs.

Insgesamt macht der C350 TS einen sehr kompakten und flotten Eindruck. Irgendwie „wieselig“. Ob das auch so ist, werden wir noch herausfinden.
Zunächst wollen wir uns den Rolli aber etwas genauer ansehen.
Der Sitz
Mit Blick auf die Standardsitze vieler Mitbewerber könnte man den Eindruck gewinnen, dass gutes Design und kostengünstige Konstruktion einander ausschließen.
Die sehr schlichte und ganz und gar nicht „Hightech“ Konstruktion des C350TS demonstriert wirkungsvoll, dass dem nicht so sein muss. Permobil hat ganz offensichtlich „richtige“ Gestalter bei der Entwicklung dieses Sitzes zu Rate gezogen und so das in der Branche weit verbreitete Betriebsschlosser-Design vermieden.

Der TS-Sitz besteht aus einem in der Breite verstellbaren Rahmen aus Aluminiumprofilen, der die Gurte für die Sitz- und Rückenlehnenpolsterung aufnimmt. In die in die Profilen eingearbeiteten Nuten lassen sich verschiedene Bauteile, wie Armlehnen, Pelotten u.a. einhängen und mittels Stellschrauben fixieren.
Der Sitz läßt sich gut anpassen. Fußstütze und Fußplatten sind winkel- und höhenverstellbar. Das Einstellen von Sitztiefe, Rückenlehnenneigung und Armlehnenhöhe erfolgt einfach durch Verschieben der entsprechenden Haltepunkte in den Nuten der Aluminiumprofile. Sehr einfach und sehr wirkungsvoll!

Die Armlehnen lassen sich nach hinten hoch klappen, was das Umsetzen erleichtert. Dabei wird das Steuerpult einfach mit hoch geklappt, ohne dass es zu Problemen mit der Kabelanbindung kommt. Man muß also nichts umständlich ab- und anmontieren, wie das bei vielen Mitbewerbern die Regel ist.
Die Rückenlehne kann zum einfacheren Transport des Rollis leicht abmontiert und nach vorne auf die Sitzfläche umgelegt werden. Leider gibt es die Rückenlehne serienmäßig nur mit einer Höhe von 45cm. Wer es höher haben möchte, muß die optionale Rückenlehnenerhöhung ordern. Interessanterweise gibt es die Verlängerung der Alu-Profile kostenlos, die Gurte kosten aber lt. Hersteller 83,00€ ! (netto) Damit erreicht die Rückenlehne dann eine Gesamthöhe von 60cm. Unabhängig von der ergonomischen Zweckmäßigkeit, wirken damit dann auch die Proportionen des Stuhles stimmiger.
Licht und Schatten
Trotz aller Begeisterung für das gelungene Design gibt es doch auch einige Wermutstropfen zu vermelden:
Die Keder mit den Sitzriemen wandern beim Fahren in der Kederführung nach hinten. Auf diese Weise werden die Profilabdeckungen aus dem Profil geschoben und gehen verloren. Eine einfache Fixierung des Keders könnte hier Abhilfe schaffen.
Die Rückenlehne sitzt nicht fest, sie hat Spiel in den Haltepunkten. Das stört zwar nicht wirklich und hat keinen Einfluss auf Betriebssicherheit oder Komfort, aber eine Wackellehne ist eben doch ein Schönheitsfehler.

Wie auch die rückseitige Befestigung des Lehnenpolsters: Wegen einer Querstrebe und des daran befestigten Steuerteils für die Sitzkantelung, kann man das Polster nicht, wie vermutlich vorgesehen, „sauber“ an den Lehnengurten ankletten, sondern nur „irgendwie“ um Strebe und Steuerteil herum befestigen. Das sieht nicht schön aus, stört aber nicht weiter.
Ein Kritikpunkt von sehr viel größerer Tragweite betrifft die Verstellbarkeit der Rückenlehne.

Dies ist nur möglich, wenn man sich neben , bzw. hinter dem Rollstuhl befindet. Ein Verstellen während der Nutzung des Rollis gelingt nur Menschen mit hoch entwickelten motorischen Fähigkeiten (Akrobaten) und ist wohl auch nicht vorgesehen. Das ist schade, würde man doch auch gerne während man in dem Stuhl sitzt, die Stellung der Rückenlehne ändern können. Eine Lösung, ähnlich der bei Autositzen, wäre hier wünschenswert.
Unser Stuhl ist mit einer elektrischen Sitzkantelung ausgestattet, die man, wie andere elektrische Sitzwinkelverstellungen auch, als Aufstehhilfe zweckentfremden kann. Sie tut ihren Dienst unauffällig und gibt keinen Anlaß zu Kritik.

Positiv hervorzuheben sind die Gummilippen an dem Scherenmechanismus, die die „Scheren“ wenigstens teilweise verdecken und so die Unfallgefahr minimieren. Leider denken viele Hersteller nicht an die Möglichkeit, dass spielende Krabbelkinder gerne den Dingen genauer auf den Grund gehen wollen. Sie können, unbemerkt von Fahrer oder Fahrerin, in den Mechanismus greifen und sich schlimm verletzen.
Ob es wohl an diesen Gummilippen liegt, dass die Sitzkantelung von Permobil fast doppelt so teuer sein muss, wie die von den Mitbewerbern?
Ein Rollstuhl, der auch für den Innenbereich konzipiert wurde, sollte es möglich machen, auch an Tische heranfahren zu können. Permobil hat das bedacht und den C350TS serienmäßig mit einem abschwenkbarem Steuerpult versehen.

Ebenfalls positiv zu vermelden ist, dass der Mechanismus, der das Steuerpult beim Abschwenken stets ausgerichtet hält, mit einer Abdeckung versehen, so dass man sich nicht einzwicken, oder im schlimmsten Fall tatsächlich einen Finger abscheren kann. (was leicht möglich ist, wenn man mit dem Pult gegen ein Hindernis stößt und die Finger in den Mechanismus bekommt!)

Leider ist das Selbstverständliche nicht die Regel. So sind bei den meisten Mitbewerbern die Abschwenkmechanismen nur optional erhältlich und nicht durch Abdeckungen geschützt.
Im Automobilbau wären solche archaische und gefährliche Lösungen unvorstellbar! In der Hilfsmittelbrache bekommt man für diese „Lösungen“ sogar die erforderlichen Betriebssicherheitsnachweise!
Ein Wermutstropfen allerdings auch hier:

Die Verbindung zwischen Abschwenkmechanismus und Armlehne ist ein schönes Beispiel für das weiter oben erwähnte „Betriebsschlosser-Design“. Dieses Detail wirkt, als sei hier eine Kunststoffabdeckung verloren gegangen. Die gab es aber nie.
Auch an der Kabelführung vom Steuerpult zur Steuerelektronik sollte man noch nachbessern. Die Kabelführung ist zu wenig definiert, so dass das Kabel schlaufenförmig weit von Rolli absteht und so die Gefahr besteht, mit dem Kabel an Engstellen hängen zu bleiben.
Die einfachste Lösung wäre, das Kabel auf der Innenseite des Rückenlehnenholms vorbei zu führen.
Fahrwerk
Sitz und Fußrasten sind eingestellt und es kann nun endlich losgehen. Der TS-Sitz bietet trotz der nicht weiter geformten Sitz- und Rückenlehnenkissen ausreichend Seitenhalt und man fühlt sich auf Anhieb wohl.
Auf kleiner Fahrstufe bewegen wir uns vorsichtig durch enge Flure und Aufzugtüren Richtung öffentliches Straßenland. Dabei fällt uns auf, dass die Steuerung bei langsamer Fahrt nicht sehr genau zu sein scheint. Vermutlich lässt sich das durch eine andere Einstellung der Steuerelektronik (Fachhändler!) aber noch optimieren. Ohne größere Kollateralschäden erreichen wir unsere Teststrecke.
Gleich bei der ersten kleinen Kante deutet die Vorderradfederung an, wozu sie da ist.Der Versatz im Bürgersteig ist zwar deutlich spürbar, doch längst nicht so hart, wie bei ungefederten Rollis. Ein Vorderrad wird durch das kleine Hindernis angehoben und die drei andere Räder bleiben auf dem Boden!
Das ist nicht selbstverständlich. Starre, ungefederte Vorderräder heben beim Überfahren von Unebenheiten gerne vom Boden ab. (Ähnlich einem Stuhl, bei dem unter einem Bein z.B. ein Steinchen liegt.)
Jedoch darf man von einer einfachen Rollstuhlfederung nicht zu viel erwarten.

Zwar werden durch die Federung Bodenunebenheiten gedämpft, und es gibt bei kleinen Bodenunebenheiten auch keinen zweiten Schlag, wie bei ungefederten Rollis, wenn das abgehobene Rad wieder auf den Boden aufdozt, aber die durch Fahrbahnunebenheiten hervorgerufenen Schläge sind noch deutlich spürbar. Die Federwege sind mit ca. 20mm doch sehr kurz und die Abstimmung eher hart ausgefallen. In Verbindung mit dem TS Sitz, der durch seine Riemenkonstruktion Schläge zusätzlich absorbieren kann, ergibt sich aber dennoch ein erheblich weniger ruppiges Fahrverhalten, als bei nur 2-radgefederten oder gar ungefederten Rollstuhlfahrwerken üblich.
Schnecklich langsam!
Diese positive Erkenntnis verleitet sofort dazu, mal richtig „Stoff“ zu geben. Aber oh-je, wir fahren ja schon Höchstgeschwindigkeit!
Und das mit der gefühlten Geschwindigkeit einer Wanderdüne!
Ein prüfender Blick auf die Leuchtdioden am Steuerpult bestätigt, dass die schnellste Fahrstufe gewählt ist und jede weitere Druckerhöhung auf den Joystick, wurde ihn wohl zum Bersten bringen!
So fühlen sich 6km/h an. Der Umstieg von einem schnelleren Rolli auf einen 6km/h Rolli ist sehr gewöhnungsbedürftig und wenig erfreulich.
Leider haben wir bislang keine vernünftige Möglichkeit die tatsächliche Geschwindigkeit zu messen. Ein flotter Fußgänger hängt uns aber, ohne rennen zu müssen, locker ab.
Möglicherweise sind die Parameter-Einstellungen der Steuerungselektronik doch etwas zu sehr auf Sicherheit justiert. Uns erscheint der Rolli einfach zu langsam. Mit einem Fußgänger sollte man schon mithalten können!
Bisher ist der C350 in Deutschland leider nur in der 6km/h Version erhältlich. Theoretisch ist er problemlos „aufbohrbar“ auf 8km/h, die Geschwindigkeit die ohne weitere Genehmigungen in den meisten anderen Ländern von Rollis gefahren werden darf. Dazu ist lediglich die Änderung einiger Parameter in der Steuerungselektronik nötig, was aber nur beim Fachhändler gemacht werden kann, da Privatpersonen nicht so ohne weiteres an die dafür notwendige Software kommen. Fragen Sie den Händler Ihres Vertrauens...
Offiziell muss ein 8km/h Rolli dann auch zugelassen (Betriebserlaubnis erforderlich!) und versichert werden. (Mofaversicherung, ca. 60,-€/Jahr). Außerdem muss dann das von der StVO vorgeschriebene Warndreieck hinten am Rolli angebracht werden.
Permobil teilte uns mit, dass eine 10 km/h Version des C350 in Vorbereitung sei. Wann sie in Deutschland in den Handel kommen wird, sei noch unklar.
Zurück zum Fahrverhalten:
Die Federvorspannung an allen 4 Rädern lässt sich einstellen, d.h. es gibt in engen Grenzen die Möglichkeit das Federungsverhalten auf das FahrerInnengewicht abzustimmen.


Man verändert die Federvorspannung, indem man den Weg zwischen oberen und unteren Ende der Feder verkürzt.(oder verlängert) Dazu verändert man (i.d.R. der Fachhändler) die Lage der über ein Gewinde verstellbaren unteren Federauflage. Je höher das FahrerInnengewicht, um so höher sollte man die Federvorspannung wählen. Der ohnehin nicht üppige Federweg wird dabei allerdings zusätzlich verkürzt.
Eine wirkungsvollere Anpassung an das FahrerInnengewicht ließe sich mit dem Austausch der Federn erreichen. Es gibt Feder-Dämpfer-Elemente, bei denen man die Federn in verschiedenen Härtegraden bekommen kann. Auf diese Weise bleibt der gesamte Federweg erhalten und die Einstellmöglichkeit der Federvorspannung dient dann nur noch dem „Fine-Tuning“.
Bei den im C350 verbauten Feder-Dämpfer-Elementen geht das leider nicht.
Zumindest ist das von Permobil nicht vorgesehen.
Eine genaue Abstimmung der Fahrwerksfederung ist bei Rollstühlen besonders schwierig, weil sie wegen ihres hohen Schwerpunktes leicht zum Kippen neigen. Ist ein Fahrwerk zu weich abgestimmt, neigt sich der Rolli bei schneller Kurvenfahrt u.U. so weit, dass die Gefahr besteht, umzukippen.
Deshalb sind einfache Rollstuhlfederungen i.d.R. sehr hart ausgeführt, so dass man von der Federwirkung oft nur wenig, bis gar nichts spürt. Um die Kippgefahr bei „weichen“ Federungen zu vermeiden, sind aufwendigere und deshalb kostspieligere technische Lösungen (z.B. mit Stabilisatoren) nötig.

Permobil ist es bei dem C350 gelungen, trotz der relativ simplen Federung, ein akzeptables Federungsverhalten zu realisieren. Wir empfanden das Fahrverhalten als deutlich angenehmer als bei nur 2-radgefederten Rollis.
Ob das für alle Gewichtsklassen gleichermaßen gilt, können wir aber nicht beurteilen. Unser Testfahrer ist mit seinen 68kg nicht gerade ein Schwergewicht.

Bei der Überwindung von Hindernissen, insbesondere von Bordsteinkanten meistert der Rollstuhl die von Permobil angegebene Hindernishöhe von 7cm leider nicht. Bei unseren Versuchen schafften wir maximal 6,5cm und auch das nur nach mehreren Anläufen. Kanten mit einer Höhe von 6cm erklomm der C350 aber problemlos, ohne den Fahrer dabei allzu sehr durchzuschütteln.
Versucht man sich an Hindernissen mit einer Höhe von über 6,5cm, bleibt der Rollstuhl wie vor einer Wand stehen. Dabei wird ein Überlastungsschutz aktiv, der kurzzeitig dafür sorgt, dass man noch nicht einmal mehr rückwärts vom Hindernis wegfahren kann. Nach wenigen Sekunden funktioniert das aber wieder.
Was uns bei unseren Fahrversuchen nicht gefallen hat, sind die von der Fahrgestellabdeckung hervorgerufen Klapper- und Quietschgeräusche. Mit etwas selbstklebendem Moosgummiband (z.B. für Fensterdichtungen) sollte sich das aber abstellen lassen.
Zudem lösen sich die Abdeckkappen an den Enden der Sitzprofile leicht, vermutlich weil der Keder der Sitzriemenbefestigung nach hinten wandert und so die aufgessteckten Kunststoffkappen aus den Profilen herausdrückt.
Ein wirkliches Manko bilden wieder die Lehnenfeststellschrauben (Rändelschrauben), die sich während der Fahrt lösen. Hier hilft nur ständiges Kontrollieren und Nachziehen.
Bei unseren Testmodell hatten wir Schwierigkeiten beim Aufpumpen der Vorderräder. Weder die Anschlüsse einer handgetriebenen Kolbenpumpe (die, in die man unten einen Fuß hineinstelltu und mit beiden Händen pumpt, mit Manometer), noch die Anschlüsse der Luftbefüller an Tankstellen ließen sich dicht mit dem Ventil verbinden. Es ist einfach zu wenig Platz zwischen Ventil und Felge, so dass die Anschlüsse sich nicht korrekt anbringen lassen. Abhilfe würde hier ein geeigneter Adapter (Ventilverlängerung) schaffen, der aber nicht im Lieferumfang enthalten ist.
Elektrik
Ladeanschluß, Steuerelektronik
Nach unserer Ausfahrt braucht der Rolli natürlich wieder neue Kraft.
Die Ladebuchse für das Kabel zum Ladegerät liegt gut erreichbar an der Unterseite des Fahrpults und das mitgelieferte Ladegerät (8A) arbeitet nahezu lautlos. Prima!
Die Steuerelektronik stammt von PG Drives Technology. Die in unserem Testmodell verbaute Variante VR2-70 hat eine Ausgangsstromstärke von 70A (beide Motoren teilen sich die 70A) und kann 2 zusätzliche Verstellmotoren (actuators) ansteuern.
Beleuchtungsanlage
Eine serienmäßige Beleuchtungsanlage (Scheinwerfer, Rücklichter, 4 Blinker, alles klassische Glühbirnchen) vervollständigt die gute Ausstattung dieses Rollstuhls. Die Kunststoffgehuse für die Scheinwerfer-/Blinker-Kombination sind so angebracht, dass sie nicht die breiteste Stelle des Rollis bilden.
Servicefreundlichkeit
Batteriezugänglichkeit
Obwohl das eher eine Domain der Fachhändler ist, gucken wir uns auch die Zugänglichkeit und Servicefreundlichkeit der Batterien an.

Serienmäßig sind 2 Gelbatterien mit 12V/60Ah verbaut. Das ist weiter nichts Besonderes, doch da immer noch von einigen Herstellern veraltete Blei-Säure Akkus als Standardbatterien verbaut werden, ist es uns eine Bemerkung wert.
Das Chassis ist dreigeteilt: In der Mitte ist Raum für die Verankerung des Sitzrohres und Teile der Steuerelektronik, davor und dahinter befinden sich je eine Batterie. Das führt zu einer guten Gewichtsverteilung, was vermutlich einen wesentlichen Anteil an den guten Fahreigenschaften hat.
Der Zugang zu den Batterien befindet sich deshalb auf der Vorder- und auf der Rückseite des Fahrzeugs.

Will man die Batterien ausbauen, empfiehlt es sich, zuerst die obere Fahrgestellabdeckung zu demontieren.Dazu ist kein Werkzeug erforderlich, man muß lediglich 2 Rändelschraubenlösen. Allerdings muss u.U. die Feststellschraube an der Sitzstange gelöst werden, um den Sitz in eine höhere Position zu bringen. Andernfalls kann man die Abdeckung nicht über die Hinterräder hinweg nach hinten heraus ziehen. Das ist zum Batteriewechsel nicht unbedingt notwendig, erleichtert aber die Arbeit deutlich. Anschließend die vordere und hintere Fahrgestellabdeckung, die mit Klettverschlüssen befestigt ist, abnehmen.
Die vordere Batterie ist nun zugänglich und kann abgeklemmt werden. Zum Herausheben muss sie über eine Aufkantung an der Batteriewanne hinweg gehoben werden, was etwas kniffelig ist, weil eine Art Domstrebe den freien Raum über der Batterie sehr beschränkt, so dass man kaum Platz hat, die Batterie anzuheben.

Um an die hintere Batterie zu gelangen muss zuerst ein Abdeckblech entfernt werden. (2 Imbusschrauben) Auf der Rückseite dieses Abdeckblechs ist das Steuermodul befestigt, an das die Kabel für die Stromzufuhr zu den Motoren, zum Steuerpult u.a. führen. Um die Batterie aus ihrer Wanne herausheben zu können, braucht man dann entweder einen Helfer, der das Abdeckblech mit all den Kabeln in eine Position bringt, die das Herausheben der Batterie erlaubt, oder man zieht alle Kabel von dem Steuermodul ab, um sich auf diese Weise Platz zu schaffen.
Egal wie man es macht, ein Batteriewechsel ist doch nur relativ umständlich durchzuführen. Glücklicherweise müssen die Batterien eher selten gewechselt werden, so dass die ungenügende Servicefreundlichkeit weniger schwer wiegt.
Gut gefällt uns die Zugänglichkeit der Hauptsicherung, die durch eine Öffnung in der hinteren Fahrwerksabdeckung einfach zu erreichen ist.
Transport
Um den Rollstuhl schieben zu können, lassen sich die Motoren über einen zentralen und überdies sogar ansprechend gestalteten Riegel leicht ein-und auskuppeln. Zum Schieben ist jedoch einiger Kraftaufwand nötig. Schiebegriffe sind nur optional erhältlich.
Zum Transport in einem PKW-Kombi kann die Sitzlehne nach vorne umgeklappt werden. (Rampe empfehlenswert!) Gut finden wir die 4 serienmäßig vorhandenen Zurrösen. Auch hier wieder zeigt Permobil, was eigentlich auch bei allen anderen Herstellern Standard sein sollte.
Fazit:
Mit dem C350TS hat Permobil einen schmucken Rollstuhl im Programm, der besonders durch seine Kompaktheit und sein schnittiges Styling gefällt. Die ausreichend funktionierende Federung sorgt zusammen mit dem gelungenen TS Sitz (Standardsitz!) für akzeptablen Fahrkomfort.
Als vorbildlich empfanden wir das serienmäßig abschwenkbare Bedienpult mit der Schutzverkleidung um den Abschwenkmechanismus, so dass man sich nicht einklemmen kann. (Völlig inakzeptabel, dass das nicht allgemeiner Standard ist!)
Mit Ausnahme der Rückenlehneverstellung konnten wir keine ernsthaften Mängel feststellen. Die erwähnten Schönheitsfehler sind zu verkraften, wenngleich es natürlich wünschenswert wäre, wenn Permobil hier noch einmal nacharbeiten würde.
Mit optimierten Parameter-Einstellungen der Steuerelektronik dürfte der C350 TS so schnell keine Konkurrenz zu fürchten haben.
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